Was macht man so, vor allem als Motorradfahrer, wenn die
kalte Jahreszeit anfängt zu nerven -man sucht sich einen Lastminute-Flug
in wärmere Gefilde oder. . . fährt mit dem Motorrad eben dorthin.
Die Suche nach Lastminute brachte nicht den erhofften Erfolg, wohl auch
weil wir etwas halbherzig hinterher waren. Zu tief saß wohl im Inneren
der Wunsch und die Lust auf eine Fahrt mit dem eigenen Gefährt.
Also stand die Sache fest:
nach Barcelona oder weiter sollte es gehen. Am 28. Dezember ging es dann
auch tatsächlich los. Das Wetter machte keinen besonders guten Eindruck
und auch die Wetterprognosen der vorangegangenen Tage ließ wenig
Hoffnung auf sommerliche Temperaturen. Barcelona 7 Grad!!!
Schon der Morgen des Abreisetages hätte eigentlich ein Zeichen sein
müssen. Um 5 Uhr aufstehen ging ja noch ganz gut, nur dann. Bei der
üblichen morgendlichen Lektüre verschiedener Fachzeitschriften
vernahm ich ein ungewohntes Zischen.
Ach ja, der Kaffee war wohl etwas zu dick geraten und wollte einfach nicht
durch das kleine Loch im Filterhalter sondern beschloß den Weg über
den oberen Rand zu nehmen. Nachdem die Sauerei so ziemlich beseitigt und
neuer Kaffee gemacht war, nach der üblichen morgendlichen Prozedur,
machte ich mich auf in die Garage und packte die 750 GT.
Noch mal kurz alles durchchecken.
Mist.
Zündschlüssel gedreht, kein Lämpchen leuchtet, kein Blinker
keine Hupe funktioniert, Batterie leer. Nun kommen auch mal die Vorzüge
des Händlerdaseins hervor. Ab in die Werkstatt eine Batterie geholt,
eingebaut und siehe da, alles klar. Nun ist es mir doch ganz schön
warm geworden. Hatte vorher eben schon Lederkombi und Thermoanzug angezogen.
Jetzt aber los, wir hatten 8 Uhr als Abfahrttermin ausgemacht. Necki war
mit seiner 900 SSD auch schon startklar, also machten wir uns bei lauschigen
-8 Grad auf in Richtung Autobahn. Die Etappenlänge wurde diesmal allerdings
nicht durch die Tankkapazität vorgegeben. . . So etwa alle 100 km
machten wir ein Päuschen. Die Fahrt auf der Autobahn ist ja nicht
besonders aufregend. Die einzige Abwechslung war, daß einmal Sonne
schien und uns etwas Hoffnung machte, allerdings nur um wenig später
wieder in eisigem Grau zu verschwinden. So vibrierten wir (zittern kann
man dazu nicht sagen, die Frequenz war zu hoch) von einem "Etappenziel"
zum Nächsten.
Endlich in Frankreich und schon muß ich schrauben.
Nein nicht am Moped, am Helm. Eine Schraube der Visierhalterung hat sich
unterwegs verabschiedet. Nach dem erstem Cafè au Lait ging es dann
weiter Richtung Lyon, immer auf Sonne hoffend. War sicher das Einzige was
uns schnell weiter trieb und die Kälte ertragen ließ.
Seid froh, es könnte schlimmer kommen. Wir waren froh. . . Lyon empfing
uns mit einem ganz frischen Schneeregen, welcher uns die Suche nach einem
Hotelzimmer nicht gerade angenehm machte. Naß und eben froh fanden
wir dann etwas Angenehmes, und machten uns alsbald auf, die Stadt zu erkunden.
Wir fanden eine erstklassige Pizzeria (was sollen "Italienerfahrer"
auch sonst finden), in Frankreich ja nicht unbedingt üblich. Am Abend
beratschlagten wir, wie es denn nun weitergehen soll in Anbetracht der
schlechten Aussichten. Lyon hat einen Flughafen.
. . Lastminute. . .
Alles Quatsch, auf nach Marseille. Wir brauchen ja nichts erzählen
was bekannt ist, also kein Wort über das Wetter - psssst. Marseille,
Sonne, Strand und Me(h)er. Einfach herrlich, strahlend blauer Himmel. Sur
le plage genießen wir ohne Thermokombi einen Café au Lait
du Marseille. Nun machten wir uns daran, eine geeignete Unterkunft zu finden.
Der erste Versuch schlug denn auch gleich fehl.
Nachdem wir uns gerade des Gepäcks entledigt hatten, machte ich eine
tierische Entdeckung, worauf wir das Hotel auch gleich wieder unter den
verwunderten Blicken des Betreibers verließen. Um es kurz zu machen,
wir fanden noch eine Bleibe bei der wir nicht sofort tierisch begrüßt
wurden. Ganz allein waren wir aber, wie sich später herausstellte,
auch hier nicht.
Waren wir froh, mmh - sollten wir froh sein? Es könnte ja. . . und
es kam.
Am nächsten Tag war es erst bedeckt, später fing es dann doch
an leicht zu regnen. Naja, mal ehrlich lieber bei 10 Grad im leichten Regen
als bei Minusgraden im Trockenen. Nachdem wir unseren ersten Tag in Südfrankreich
unterbrochen von einem kurzen Aufenthalt in einer malerischen Werkstatt
zwecks Erneuerung einer defekten Krümmerdichtung, mit einer Tour nach
Toulon beendet hatten, machten wir uns abends an die Erkundung von Marseille.
Ein brauchbares Restaurant zu finden war nicht sonderlich schwer, da die
Auswahl recht groß ist.
Schwieriger gestaltete sich schon einen Platz zu finden "wo das Leben
tobt".
Nach häufigem Wechsel der verschiedensten Bars und Cafés machten
wir uns gegen Mitternacht auf den Rückweg zum Hotel. Am Rande sei
noch erwähnt, daß wir unsere Mopeds auf Empfehlung einiger Stadtbewohner
in einer bewachten Tiefgarage geparkt hatten. Der nächste Morgen ließ
uns hoffen. Fast wolkenloser Himmel und strahlender Sonnenschein. Nach
dem üblichen französischen Frühstück (Café au
Lait und Croissant) brachen wir diesmal Richtung Westen auf. Nein, nicht
wie geplant nach Barcelona, dort war es laut Wetterbericht immer noch kalt.
Wir fuhren ziemlich planlos quer durch Marseille und Umgebung, zeitweise
auf Straßen 5ter Ordnung. Dann weiter Richtung Osten, entlang der
Küste, nach Toulon. Super Straßen, Pinien und Palmen bestätigen
unsere Entscheidung, mit den Mopeds loszuziehen.
Zwischendrin immer wieder Beachpausen mit Kaffee.
Mehrere Franzosen betreiben das Biken nicht auf der Straße, sondern
auf dem Wasser ohne Helm und das zu dieser Jahreszeit. Kurz vor Saint Tropez
drehen wir um und fahren einem traumhaften Sonnenuntergang entgegen.
Nun war Sylvester angesagt - in Frankreich? Die schaufeln sich ja nur die
Kiemen voll -voll dekadent- Austern, Seeigel usw. , wie auch die Getränkepreise
zum Verdursten!
Zum Schluß die einzigste Kneipe mit etwas Stimmung, arabischer Musik,
vis á vis des Hotels - bon anneé. Nun war der Rückweg
angesagt - zum ersten mal die Küste ohne Stau - halt Cannes - Stau
auf der Straße und auf der Fußgängerpromenade! Wir fuhren
dann weiter nach Grasse, etwas abseits des Trubels, auch der Preise wegen.
Jetzt war alles wie ausgestorben. Total normal wie uns ein Franzose bestätigte
-der erste Tag im Neuen Jahr.
Am nächsten Tag, nach mäßigem Frühstück (Franzosen
= Feinschmecker?) ging es nun auf der Route Napoleon wieder bei Kälte,
Schnee, Sonne und Regen in Richtung Genf. Im Hotel werden wir wieder tierisch
empfangen. Nun gibts aber wieder vernünftige Kneipen und Musik. Die
Folge: wir können 2 Stunden die Mopeds und das Hotel nicht mehr finden.
Am nächsten Morgen geht es dann auf die letzte Etappe unserer "kleinen
Ausfahrt". Die Sonne läßt stark nach und das eisige grau
hat uns wieder. Nach einigen Ettappenpausen, diesmal nach Möglichkeit
an der Tankkapazität ausgerichtet, erreichen wir wieder heimische
Gefilde.
Resultat: Mopeds versifft, komische Geräusche, tierisches Mitbringsel
bei Necki und was erlebt! Na denn bis zum Nächsten mal. Übrigens,
Mitfahrer sind jederzeit willkommen.